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Bist schließlich mein Opili...

Aktualisiert: 17. Apr. 2023

Ach Opi, es ist irgendwie immer noch so. Immer, wenn etwas Schönes passiert, muss ich an Dich denken, will es sofort mit Dir teilen.

Vielleicht liegt es daran, dass Du mich schon immer kennst und Du gerade in den ersten Monaten meines kleinen Lebens so viel für mich da warst, Dich so liebevoll um mich gekümmert hast. Irgendein unsichtbares, emotionales Band gibt es seitdem auf jeden Fall zwischen uns. Bist Du schließlich mein »Opili« und ich Dein »Katrinchen«.


Opi, das klingt vielleicht seltsam, aber ich muss es Dir einfach erzählen: Anscheinend habe ich die rosarote Brille fürs Leben gefunden. Denn ich laufe neuerdings mit einem seltsamen Grinsen durch den Tag und habe das Gefühl, endlich bei mir angekommen zu sein. Auf einmal lache ich viel mehr über mich selbst. Lasse mich nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen. Fühle mich wohl in meinem Körper. Lächle mein Spiegelbild viel mehr an und gebe mir einfach die Auszeiten, die ich wirklich brauche. Ich lebe einfach in meinem Tempo, gucke nicht mehr ständig auf die Geschwindigkeit der Menschen links und rechts von mir. Schaue dafür viel mehr auf mich selbst.

Es könnte an meinem neuen Mitbewohner liegen, der es sich in meiner inneren Wohngemeinschaft irgendwie gemütlich macht. Er ist kein Mensch, sondern ein Gefühl. Er heißt Gelassenheit und ist echt gechillt drauf. Flüstert mir neuerdings immer zu, dass das Leben zum Leben da ist. Dass es wunderschön ist, dass alles gut ist. Es ist ein seltsames Gefühl. Schließlich bin ich immer noch die Gleiche, habe immer noch die gleiche Adresse. Doch diese Gelassenheit stellt alle Möbel noch einmal anders, dekoriert um, streicht die Wände neu. Wie Tine Wittler macht die Gelassenheit aus dem wilden Chaos ein Smart Home meiner Gefühlswelt.

Auf einmal finde ich heraus, dass der alte Lichtschalter der Ängste, Sorgen, Ungeduld und Selbstzweifel in Wirklichkeit dimmbar ist. Bin mehr als überrascht, dass ich das nicht schon früher gemerkt habe. Frage mich, warum ich ständig dieses ungemütlich kalte Licht in mir angeschaltet hatte, statt einfach alles in ein warmes, gemütliches Licht aus Liebe, Ruhe und Glück zu legen. Mir gefällt meine neue, innere IKEA Welt. Mein individuelles Hygge, dass nur für mich und meine Seele bestimmt ist.


Ich freue mich über diesen neuen Mitbewohner, der auf einmal da ist. Er gibt mir das Gefühl, dass alles möglich ist, dass es nichts zu verlieren gibt. Dass ich die Freiheit habe, mich zu reflektieren und meine kühnsten Träume zu leben, gar über sie hinaus zu wachsen. Ich fühle mich wie Schneewittchen, die aus ihrem eigenen American Dream aufwacht. Ich bin ein Tellerwäscher, der urplötzlich die Spülmaschine in der Küche entdeckt. Ein Gefangener, der die ganze Zeit die Schlüssel der Freiheit in seiner Hosentasche hatte. Ein Weltenbummler, der endlich zurück in die Heimat findet. Erkenne, dass man das Leben auch unbeschwert leben kann. Bin glücklich. Bin zufrieden. Mit mir und dieser Welt.


Und dann denke ich an Dich, Opili. An Deine Zeit als Du in meinem Alter warst. An eine Zeit, in der man zwar wieder aufgestanden war, aber doch irgendwie noch den widerspenstigen Staub des Krieges von sich klopfen musste. Wie verrückt, dass wir beide die gleichen Wünsche vom Leben haben, doch die Zeit Sie zu leben so unterschiedlich für uns war. Schließlich hattest Du gar nicht den Freiraum ausgiebig über Deine Gemütslage nachzudenken, musstest das Geld verdienen, Deine Familie versorgen, Dein Heim und Deine Heimat mit eigener Kraft aufbauen. Und all dies nur mit Deinen talentierten Händen. Und ohne Tine Wittler.

Ich frage mich manchmal, ob Du trotzdem auch solche Tage hattest, an denen Dich diese warme Welle der Gewissheit überflutet hat und Du einfach wusstest, dass sich im Leben immer wieder alles zum Guten wenden wird. An denen Du auf die Baustellen in Deinem Leben mit einem Lächeln geschaut hast und sie dann mit Leichtigkeit angegangen bist. Hattest Du das? Diese glücklichen Momente? Diese innere Gelassenheit? Ich hoffe, dass es so ist.

Ach, Opili...es geht mir gut. Und ich dachte, dass Du Dich besonders darüber freuen wirst. Schließlich hast Du ja auch mein Suchen nach irgendwas, irgendwie, irgendwo stets begleitet. Hast in fragende Kinderaugen geguckt, beobachtet zu welchem Mädchen und zu welcher Frau man heranwächst. Klar, ich weiß, dass ich in meinen jungen Jahren noch lange nicht die Weisheit und Erleuchtung erreicht habe (findet man diese überhaupt irgendwann?). Mir ist klar, dass da noch viele Rennovationen und Reparaturen kommen werden. Doch gerade sitze ich einmal einen kurzen Moment hier in meinem aufgeräumten Innenleben und fühle mich gestärkt und euphorisch für alles, was noch kommen wird.

Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass Du etwas mit dieser neuen Gelassenheit, diesem neuen Mitbewohner in meiner Wohngemeinschaft zu tun hast. Hat er schließlich Deine talentierten Hände, mit denen er die Lichtschalter in meinem Leben repariert. Mit denen er verstaubte Erinnerungen an Dich wieder hervorholt, die mich zum Schmunzeln und Lächeln bringen. Erinnerungen, die mir zeigen, dass Du immer noch da bist und auf mich achtest. So wie am Anfang als ich noch ein Baby war. Dafür wollte ich Dir kurz ein »Danke« schicken.

Denn immer, wenn etwas Schönes passiert, muss ich an Dich denken, will es mit Dir teilen. Schließlich bist Du mein »Opili« und ich Dein »Katrinchen«.


Das geht niemals weg. Das ist für immer.

 
 
 

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