Sag mir einen, der das mag...
- Held Stories
- 1. Juli 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Apr. 2023
Ärgernisse im Alltag,
sag mir einen, der das mag!
Bringen uns ruckzuck auf die Palmen, die es in Deutschland gar nicht gibt,
sind in unserem Alltag wirklich mehr als unbeliebt.
Denn schleichen sie sich in unseren Tag ein,
wird unser Nervengerüst ruckzuck strapaziert.
Freude, Glück und gute Gefühle werden
einfach wegradiert.
Stattdessen wird unser Blatt des Tages mit Angst, Ärger und Wut bekritzelt,
sodass unser Gemüt von jetzt auf gleich nicht mehr lacht, nicht mehr strahlt und witzelt.
Doch welche Art von kleinen Ärgernissen meine ich eigentlich?
Ich meine nämlich nich‘
die großen Herausforderungen, deren Welle wir manchmal länger reiten,
die uns länger als einen Tag begleiten.
Nein, ich meine die klitzekleinen Minimomente,
die Deine Gefühlswelt von 0 auf 100 ganz ungeniert,
rasend schnell von gut zu böse transformiert.
Diese Ärgernisse, die gar nicht so viel Aufmerksamkeit verdienen,
und es trotzdem schaffen, sich an unserer Energie voll zu bedienen.
Die trotz ihrer Winzigkeit riesen Gefühlsausbrüche in uns entfachen,
die es sogar schaffen, einen Yogi zum Choleriker zu machen.
Ich gebe Euch ein paar Beispiele,
die viele
von Euch kennen werden.
Seid ihr gespannt?
Hier werden die Top 3 der kleinen Mini-Ärgernisse benannt.
Du blöder Trödler im Straßenverkehr,
willst ständig 10 km/h weniger als mehr.
Fährst 20, da wo 30 ist.
Fährst 50, da wo 70 ist.
Doch siehst Du eine Ampel, die von grün auf gelb umspringt,
ist dies das Signal, das Dich aus dem Trödel-Modus bringt.
Dann gibst Du dem Fuß den Befehl, Gas zu geben,
lässt Dein Auto wahre Geschwindigkeit erleben.
Dein Standby
ist vorbei.
Schnell fährst Du über das gelbe Licht.
Und wir? Wir stehen bei Rot, fassen es einfach nicht!
Wir könnten Dich erwürgen für diese Trödelei,
wünschen uns für Deinen Motor einen Marderschaden herbei.
Denn diese Aktion, sie ist wie ein Stinkefinger im Straßenverkehr.
Höflichkeit und Stringenz, das kannst Du Trödler schon lange nicht mehr.
Würdest Du wenigstens konstant trödeln,
würden wir einfach laissez-faire
hinter Dir her
mit Dir dödeln.
Stattdessen jedoch fahren wir nicht mit Dir, sondern aus der Haut!
Wie hast Du Trödler so schnell Wut und Ungeduld in uns aufgebaut?
Das ist mein Top-Ärgernis im Straßenverkehr,
wahrlich, da gibt es noch so viele mehr.
Da hätten wir noch die Leute, die abbremsen, abbiegen und dann erst blinken,
die bei dieser Reihenfolge mehr als hinterherhinken.
Diejenigen, die auf der Autobahn unseren Kofferraum in Lichthupe-Discolight versetzen,
bei denen man sich fragt, wo sie im Leben mit 260km/h wohl hin hetzen.
Oder diejenigen, die in der 30er-Zone beim Kindergarten überholen.
Da sind wir uns einig, oder? Den sollte man mal den Hintern versohlen!
Schluss!
Ihr merkt, mein Puls steigt schon wieder,
gehen wir mal lieber,
zu Mini-Ärgernis Nummer zwei,
seid Ihr noch alle mit dabei?
Splittergefahr,
bist immer da!
Wenn ich in der Nähe von Holz bin,
kriegst du es irgendwie immer hin.
Egal, ob Finger, Fuß oder Zeh.
Wenn Du zustichst, tut es jedes Mal weh.
Du bist einer dieser fiesen Schmerzen, der sich elegant leicht einzeckt.
Der noch länger tief verwurzelt in meinem Finger steckt.
Man Dich dann minuten- manchmal stundenlang mit der Pinzette sucht,
bei dieser amateurhaften Operation einfach immerzu flucht.
»Da hab ich Dich! Nein, doch nicht!«
das ist das Spiel zwischen Dir und mir,
bei dem ich gleich mehrere Runden nacheinander meine Geduld mit Dir verlier‘.
Warum bekomme ich Dich kleines Ding nicht aus meiner Haut heraus?
Warum zieht sich in mir alles zusammen, warum raste ich bei Dir aus?
Wie kann so ein kleiner Splitter Schmerzen, Ungeduld und Wut in mir entfachen,
wie kann ein so kleiner Splitter das bloß mit mir machen?
Dieses Ärgernis mit dem Splitter, hast Du das vielleicht weniger?
Aber aufgepasst, Ärgernis 3, das kennt und spürt wirklich jeder
voll und ganz, am ganzen Leib.
Und Ihr denkt jetzt noch, ich übertreib?!
Ich nehme die trockene Wäsche von der Leine,
sie duftet nach Persil, Perwol, nach Lenor.
Ja, sie duftet so viel besser, so viel besser als davor.
Am liebsten würde ich mich in diesen weichen Wäscheberg hineinlegen,
mich in den Haufen einschmusen, mich im Weichspüler-Duft bewegen.
Doch ich weiß natürlich, dass man sich so nicht benimmt.
Schließlich ist saubere Wäsche zum Falten, nicht zum Fläzen bestimmt.
Und so beginne ich zu falten, von Tshirts vorbei an Unterhosen.
Mache aus dem zuvor so losen
Wäscheberg schöne Stapel, geordnet und perfekt aufgereiht,
sehen aus wie Wäschesoldaten in der Lavendel-Friedenszeit.
Wer könnte jetzt erahnen, dass der nächste Haufen Ärger verspricht,
dass nach friedlicher Ordnung, noch ein Faltkrieg in mir ausbricht.
Es sind die Socken. Die Zehnlinge, die alle gleich aussehen,
wie soll man da eine Paarzuordnung noch geduldig verstehen?
Ich inspiziere wie Columbo jeden Hauch von Schwarz, jeden Bund, jede Naht,
suche nach den Beweisen, welche Socke sich gleich mit welcher anderen paart.
»Egal«, sage ich. »Warum mach ich mir so einen Kopf?«,
passt in dieser Situation schließlich jeder Deckel auf jeden einzelnen Topf.
So werd ich zum Tinder für Socken, matche die Singles einfach so.
Das spricht gegen Sockenliebe, das ist wahrlich ein ganz anderes Falt-Niveau.
Aber die Ungeduld, sie nimmt Überhand,
werde überrannt
von den schwarzen, kleinen Socken,
die mich einfach und vollkommen aus meiner friedlichen Reserve locken.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug,
liegt am Ende diese eine Socke vor mir.
Und ich werde vom schönen Schmetterling zu einem rasenden Raubtier.
»What the Fuck!«
»Shut Up!«
»Ich könnte kotzen!«, fluche ich den Socken-Single an.
Dabei weiß ich, die kleine Socke hat überhaupt keine Schuld daran.
Eher meine doofe Loch Ness Waschmaschine, denn sie hat wieder zugeschlagen.
Nicht nur bei der Socke, auch bei mir, mit einem Seitenhieb in den Magen.
Denn ich ärgere mich wirklich maßlos über die Socke, die vor mir liegt,
ärgere mich über mich, über die innere Unruhe, die wegen einer Socke in mir siegt.
Okay. Ruhe bewahren. Einatmen, ausatmen und meditieren.
Es sind schließlich nur kleine Ärgernisse, die meinen Alltag regieren.
Aber Moment. Warum gib‘ ich diesen Ärgernissen eigentlich so viel Macht,
warum lasse ich mich ärgern, werde unnötig aufgebracht?
Denn in meinem Alltag herrscht Demokratie, bei der ich frei wähle,
ob ich mich über den Tag freuen will oder ob ich mich einfach nur quäle.
Genau! Heute leiste ich einen Schwur,
setze meine Signatur
unter meinen eigenen Letter of Intent.
Warum hab ich das bis dato eigentlich immer verpennt?
Ab heute sage ich »Liebes Ärgernis! Nicht mit mir, mich zapfst Du nicht mehr an.
Meine Tankstelle ist für Dich zu, an meine Energie kommst Du nicht mehr ran!«
Und wenn diese kleinen Ärgernisse mich wieder stören wollen,
Ungeduld, Wut und Unverständnis in mir aufkeimt.
Dann denke ich einfach daran, was sich alles auf diesen Ärger so schön reimt.
Denke an diese witzigen Zeilen über Trödler, Splitter und eine schwarze Socke,
mache mir klar, dass der Ärger nicht mich, sondern ich den Ärger rocke.
Denn seien wir ehrlich, Du und ich:
Wir entscheiden, ob unser Ärger auf einer Festivalbühne singt,
oder ob er in einem angeranzten Raum um mehr Show-Aufmerksamkeit ringt.
Und? Wie entscheidest Du Dich heute, wieviel Energie gibst Du an diesem Tag?
Denn Ärgernisse im Alltag,
sag mir einen, der das mag!
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